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World Games 2005 in Duisburg - Sportliche Vielfalt zwischen Trend und Tradition

„Die World Games sind die Kornkammer Olympischer Spiele", sagte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach. In jüngster Vergangenheit sind die World-Games-Sportarten Beachvolleyball, Trampolinturnen, Badminton und Taekwondo "olympisch" geworden.

 Die "Kornkammer Olympischer Spiele" öffnet ihre Türen

 

Von der Entwicklung moderner Sportarten will sich IOC-Präsident Jacques Rogge inspirieren lassen, wenn er zu Beginn der World Games der Gastgeberstadt Duisburg einen Besuch abstattet.

 

Die Macher der World Games, die zwischen dem 14. und 24. Juli in Duisburg sowie in den Nachbarstädten Oberhausen, Mülheim/Ruhr und Bottrop stattfinden, sprechen in Anbetracht des Riesenangebots von 40 Sportarten gerne vom Multi-Sportevent bzw. den Spielen der Trend- und Fun-Sportarten. Damit wird die Abgrenzung zum olympischen Traditionssport deutlich. Das ist sicherlich dann korrekt, wenn von Beachhandball, Wakeboard, Drachenbootrennen oder Frisbeesport die Rede ist. Aber es gibt auch Uraltsport bei den World Games zu sehen. Wer weiß noch, dass das französische Boule schon 1900 olympisch war? Und dass bis 1920 auch im Tauziehen olympische Medaillen vergeben wurden?

 

Olympiasiegerin

Für Anna Dogonadze sind World-Games-Auszeichnungen keine Medaillen zweiter Klasse mehr. Denn sonst würde die Athener Trampolin-Olympiasiegerin in der Einzeldisziplin aus Bad Kreuznach nicht auch bei den World Games mit Partnerin Jessica Simon im Synchron-Trampolin (noch nicht olympisch) an den Start gehen. Denn das World-Games-Gold blieb ihr 1997 in Akita - damals noch für Georgien startend - versagt. Jetzt in Duisburg will sie als Olympiasiegerin auch bei den World Games triumphieren.

 

"Deine Spiele. Deine Welt"

 

Rund 3.500 Athleten aus über 100 Nationen kommen nach Duisburg. Zum Vergleich: Als 1989 in Karlsruhe erstmals World Games in Deutschland ausgetragen wurden, starteten in 19 Sportarten lediglich 1.800 Teilnehmer. Insgesamt werden Wettkämpfe in 40 Sportarten mit 178 Disziplinen ausgetragen. 1.550 Medaillen in Gold, Silber oder Bronze wurden geprägt. Duisburg erlebt übrigens die insgesamt 7. World Games, die 1981 im kalifornischen Santa Clara ins Leben gerufen wurden. Seitdem fanden sie immer in den Jahren nach Olympischen Sommerspielen statt - 1985 in London, 1993 im niederländischen Den Haag, 1997 im finnischen Lahti, und zuletzt 2001 im japanischen Akita. Zwei Dinge sind es, durch die sich World Games in besonderem Maße von Olympischen Spielen unterscheiden: Zunächst müssen World Games in weitgehend vorhandenen Sportstätten ausgetragen werden. Für das relativ gut ausgestattete Ruhrgebiet war es kein Problem, 27 verschiedene Sportstätten anzubieten. Nur für Inline-Speedskaten musste für 99.000 Euro die erste Piste in NRW angelegt werden. 

 

Weltrangliste das Maß der Dinge

Ein gravierender Unterschied zu Olympia liegt auch im Qualifikationsmodus. Ron Froehlich, Präsident der International World Games Association: "Im Gegensatz zum olympischen Sport werden die Athleten nicht von nationalen Sportorganisationen nominiert, sondern vom jeweiligen Weltverband ihrer Sportart eingeladen. Dabei ist die Weltrangliste das Maß der Dinge." Weil die nationale Herkunft bei der Teilnehmernominierung für die World Games nicht entscheidend ist, ist die Aufstellung eines Medaillenspiegels mit einem Nationen-Ranking absurd.

 

Der Sport mit der Darstellung seiner Vielfalt steht im Vordergrund. Den Verkauf von mindestens 500.000 Eintrittskarten haben sich die Organisatoren zum Ziel gesetzt. Es gibt sogar Sportarten, die Probleme bekommen, alle Interessenten unterzubringen. Dazu gehören Indoor-Trial auf Spezialmotorrädern und Tanzen in Oberhausen, aber auch die Präzisionssportart Billard in Bottrop. Mit großen Zuschauerzahlen dürfen wohl auch Inline-Hockey, Rugby mit Siebener-Teams und American Football rechnen, derweil Flossenschwimmen, Casting (Sportangeln) oder Feldbogenschießen eher etwas für Spezialisten sein dürfte.

 

Vielfalt ist Reichtum

 

Der Deutsche Sportbund weist immer gerne auf das weitgefächerte Sportangebot in unserem Lande hin. "Die Vielfalt des deutschen Sports, die praktisch jedem die Chance bietet, den für ihn passenden Sport zu betreiben, ist unser Reichtum. Bei den World Games bekommen wir hautnah diese Vielfalt des Sports von Spitzenkönnern nahe gebracht", wirbt auch Manfred von Richthofen als DSB-Präsident für die Multi-Sportspiele.

 

Allerdings gibt es auch kritische Beobachter - vor allem unter den Anti-Doping-Fachleuten. Sie sind alles andere als glücklich darüber, dass Sportarten wie Body Building oder Kraftdreikampf bei den World Games eine große Bühne geboten wird. Zumal die Kritiker dann auch noch strukturelle Fehler im Kontrollsystem beklagen. Hier wehrt Albert Busek, Vizepräsident der Internationalen Bodybuilding Föderation, Präsident des deutschen Verbandes und Technischer Delegierter während der World Games, ab: "Wir werden uns strikt an die Vorgaben der WADA halten."

 

Bisher wenig Aufsehen

Im Gastgeberland Deutschland haben die World Games 2005 im Vorfeld relativ wenig Aufsehen erregt. Das mag vielleicht auch am knapp bemessenen Budget liegen. Der Slogan "Deutschland kann's. Duisburg zeigt's" fiel über die Grenzen der Gastgeberstädte kaum auf. Vielleicht trifft die jüngste Plakataktion, die die Faszination der Vielfalt des Sports und seine Globalität wiedergibt, eher den Charakter der World Games 2005: "Deine Spiele. Deine Welt". Oft stellt sich ja der Appetit erst beim Essen ein.

Quelle:

www.dsb.de