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Vom Marathonfieber gepackt

von Mike Saft

30. September 2001 in Berlin, die Inliner - Marathongemeinde trifft sich zum

fünften mal in Berlin, um die 42,195 km Sighseeingtour durch die

Hauptstadt zu absolvieren. Zumindest ist sie das für den Großteil

der 6000 zugelassenen Starter, die sich in diesem Jahr schnell für einen

Start entscheiden mußten, da der veranstaltende SCC mehr Anfragen nach

einem Startplatz erhielt, als er Starter zulassen konnte. Wie sich am Ende raus

stellte eine richtige Entscheidung.

8:00 Uhr - der Himmel ist bewölkt, die Fahrbahn aber trocken, langsam

finden sich die Inline Skater in ihren Startblöcken ein und hoffen,

daß es nicht regnet. Im letzten Jahr hatte ein feuchtes

Straßenstück auf der Straße des 17. Juni noch dafür

gesorgt, daß der Stundenrekord um Haaresbreite verpaßt wurde.

In diesem Jahr gehen dann aber die Profiteams von FILA, Rollerblade,

Salomon, Tecnica und Verducci nicht nur auf die Jagd nach Grand-Prix-Punkten,

dank einer veränderten, schnelleren Streckenführung, soll auch

endlich die Stundengrenze fallen. Wo sonst als in Berlin wäre das

möglich?

Diese Gedanken spielen natürlich keine Rolle, als sich Frank Drubba,

der Autoverkäufer aus Hohenschönhausen, seine Startnummer T2454 an

sein Trikot heftet und sich von seinem Sohn Markus verabschiedet, der sich mit

einer Marathonbestzeit von 1:10 Std. natürlich viel weiter vorn in den

Startboxen einordnet. Nach 6 Wochen Vorbereitung mit den Inline Skatern vom

Berliner TSC , heißt es heute nur ankommen und sollte die Uhr vor 2:00

Std stehen bleiben, wäre das ja ein großer Erfolg.

8:25 Uhr der Startschuß fällt und nachdem zuvor Dr. Heepe,

verantwortlicher Marathonarzt, alle Teilnehmer nochmals eindringlich zur Ruhe

und Disziplin in der Startphase gemahnt hat, begeben sich zunächst die

Profiteams auf die Strecke. In kurzen Zeitabständen folgen dann die

restlichen Startblöcke und ohne größere Zwischenfälle

überfahren alle Skater die Startlinie, unter ihnen auch Frank Drubba.

Vorne belauern sich die Teams, keiner will zu früh Kräfte lassen,

die dann vielleicht auf dem Kudamm fehlen könnten. Also versucht man sich

gegenseitig durch Attacken zu verunsichern. Nach 15 Km schaffen es dann Tristan

Loy (Team Salomon), Jorge Botero (Rollerblade Worldteam) und Luca Crevenna

(Team FILA), sich vom übrigen Feld abzusetzen. Ihren Vorsprung können

sie zwischenzeitlich auf 20 sek. ausbauen. Aber die Verfolger machen Druck und

nachdem der Italiener Luca Crevenna aus dem Spitzentrio rausfällt, gelingt

es seinen Teamkollegen auch die beiden Spitzenreiter bei Km 36 wieder

einzufangen.

Zu dieser Zeit genießt ein Großteil des Teilnehmerfeldes die

Fahrt auf 4 oder 5 Rollen durch die Zuschauermengen, die sich wie immer

einfinden, wenn Marathonzeit in Berlin ist. Diesmal stehen Hunderte bereits

dichtgedrängt am Potsdamer Platz, der erstmals nach seiner Fertigstellung

wieder in die Streckenplanung aufgenommen wurde. Frank Drubba liegt voll im

Soll und denkt dabei an seine Trainingsrunden, die er nach der Arbeitszeit auf

Parkplätzen und im Umland von Berlin absolvierte.

Inline Skaten als Sportart boomt, was nicht nur die Teilnehmerzahlen bei den

großen Städtemarathons in Hamburg, Köln oder Frankfurt zeigen.

Auch die Leistungsdichte wird immer größer, so skaten am Ende dieses

Tages 800 Inline Skater unter 1:30 Std. Tausende Zuschauer entlang des Kudamms

bis zum KaDeWe erleben dann einen grandiosen Massensprint des Spitzenfeldes.

Innerhalb von nur 6,8 Sek. überqueren 61 Skater !! die Ziellinie.

Im Fotofinish siegt am Ende der Franzose Arnaud Gicquel (Rollerblade

Worldteam) in 1:04:17 Std. vor seinem Landsmann Baptiste Grandgirard (Team

FILA) und dem Italiener Massimiliano Presti (Team Verducci), der im April

bereits den Hamburg Marathon gewonnen hatte. Als bester Deutscher plaziert sich

Christoph Zschätzsch auf Rang 5.

Das Damenfinale entscheidet die Spanierin Sheila Herrero, überragende

Läuferin bei der diesjährigen WM in Frankreich, in 1:12:56 Std. vor

der französischen Marathon Europameisterin Angéle Vaudan und der

Amerikanerin Jessica Smith. Als beste Deutsche unterstreicht Anne Titze

Göhl mit Platz 6 ihre Ausnahmerolle im deutschen Frauenskaten.

Die Sieger sind schon lange beim Duschen oder einer entspannenden Massage,

da überquert Freizeitskater Frank Drubba bei 1:48:09 Std. die Ziellinie.

Erster Marathon geschafft, persönliche Vorgabe weit unterboten, nicht

gestürzt und völlig glücklich schaut er jetzt schon nach 2002.

Natürlich ist er wieder in Berlin dabei und als erstes wird das

Anmeldeformular für den Berliner TSC e.V. ausgefüllt. Denn eines hat

auch er gelernt: mit Freunden trainieren, heißt von ihnen lernen und wo

geht das besser als in einem Verein?

11:10 Uhr die ersten Läufer sind eingetroffen und werden jetzt auch von

den Finishern des 5.Berlin Inline Marathon angefeuert.