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Saisonbericht des Rolli-Athleten Heinz Frei

Heinz Frei: Vierzehnfacher Sieger beim real,- BERLIN-MARATHON

Eigentlich hätte ich mir vorstellen können meine Karriere auf

Leistungsstufe, nach den famosen Paralympics in Sydney, zu beenden um auf einem

Höhepunkt abtreten zu können!

Durch das Ansetzen der Rollstuhl-Leichtathletik-Europameisterschaft 2001 im

Schweizer Paraplegiker Zentrum Nottwil, war ich aber schier genötigt bei

diesem Heimspiel aktiv mit dabei zu sein. Heimspiel in doppeltem Sinn: seit

zwei Jahren arbeite ich in diesem Paraplegiker Zentrum und versuche neue,

frischverletzte Rollstuhlfahrer/-innen vom Wert einer sportlichen

Betätigung zu überzeugen! Meine Erfahrung aus 23 Jahren „Leben

im Rollstuhl“ hilft mir bei dieser Tätigkeit und ist wohl in dieser

Phase für neu betroffene Patienten die effektivste Lebenshilfe auf dem Weg

in eine hoffnungsvolle Zukunft - trotz allem! Meine Erfahrung war auch wichtig

in der Vorbereitung auf das Europameisterschaftsjahr 2001 - meine Motivation

war gross um vor heimischem Publikum gut abzuschneiden! Es kündigte sich

im Frühling vielversprechend an, als ich die Halbmarathons in Lissabon

(EM-Titel) und Varese jeweils in Rekordzeiten gewann.

Nach einem guten 3. Rang am Boston Marathon fuhr ich an den Marathons in

Hamburg und Heidelberg als erster über die Ziellinie und eroberte

anschliessend am Oensinger Rollstuhlmarathon überlegen den 2. EM Titel in

diesem Jahr. Die Europameisterschaften auf den Bahndistanzen folgten im Juni

und sollten zum Saisonhöhepunkt führen! Dabei machte ich die

schmerzliche Erfahrung, dass Sport grausam sein kann: gleich im ersten

Finalrennen über 10‘000m führte ich 2 Runden vor Schluss

überlegen mit Rundenvorsprung das Feld an, als mich ein kapitaler

Rahmenbruch um die Früchte meiner Anstrengungen brachte. Der Renner brach

regelrecht entzwei - ich stürzte kopfüber auf die harte Tartanbahn -

blieb aber wie durch ein Wunder vor grösseren Verletzungen verschont -

Helm sei Dank, er hat schlimmeres verhindert! Schon am Abend sass ich in meinem

alten Reserve-Rennstuhl erneut am Start um Vorläufe in anderen Distanzen

zu überstehen! Eines zeigte der 10‘000m-Lauf aber deutlich: meine

Form war erstklassig! Nur so ist zu erklären, dass ich an den folgenden

Tagen die 5‘000m gewann und auch überraschend im 1500m-Rennen nicht

zu schlagen war.

Die 5 nationalen Meistertitel im August, mit zum Teil hervorragenden Zeiten,

alle in Weltrekordnähe, machte die Bahn-Saison zum absoluten Erfolg. Es

macht auch etwas Appetit auf mehr: warum nicht am real,- BERLIN-MARATHON

erstmals in einem Marathon die 80 Minuten Schallmauer durchbrechen! Noch fehlen

14 Sekunden dazu - die Weltbestzeit steht bei 1 Stunde 20 Minuten und 14

Sekunden. Viele Gelegenheiten bieten sich mir nicht mehr in meiner Karriere;

mit 43 Jahren wird man nicht mehr alle Jahre schneller und die Zeit kann mir

für dieses Vorhaben durchaus davon rinnen.

Aber es hat nicht sollen sein. Die Zeit blieb auf den ersten acht km liegen

und so blieb es bei bescheidenen 1:30:24. Das war 10 Minuten über meiner

Weltbestzeit. Aber elfmal in Folge zu gewinnen, da kann man sich auch

darüber freuen, vor allen Dingen habe ich wieder die tolle Stimmung

genossen und über meine treuen Fans in Berlin gefreut. Bis zum 29. real,-

BERLIN-MARATHON am 29. September 2002 ist es eh’ nicht mehr lang!