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Gebrselassie gewinnt Berlin, verpasst aber Tergats Weltrekord

Artikel des Running News Network - runnn.com

Haile Gebrselassie hat den 33. real,- Berlin-Marathon gewonnen, den Weltrekord von Paul Tergat am Ende jedoch noch deutlich verpasst. Der Äthiopier siegte in Berlin in der Jahresweltbestzeit von 2:05:56 Stunden. Dies ist zugleich ein äthiopischer Rekord. Bisher stand Haile Gebrselassies Bestzeit bei 2:06:20 Stunden. Der Kenianer Paul Tergat hatte 2003 in mit 2:04:55 Stunden gewonnen. Sein Weltrekord bleibt damit unangetastet. Haile Gebrselassie kommt zwar dichter heran, doch es fehlen immer noch 61 Sekunden. Das entspricht einer Laufstrecke von gut 300 Metern. Immerhin ist Gebrselassie nun der fünftschnellste Läufer der Geschichte mit der siebtschnellsten Zeit.

Nie zuvor hatte es in der Geschichte des Berlin-Marathons einen äthiopischen Sieg gegeben – heute waren es gleich zwei. Für einen äthiopischen Doppelsieg sorgte Gete Wami, die das Frauenrennen in erstklassigen 2:21:34 Stunden gewann. Auch dies war ein äthiopischer Rekord. Angesichts des sehr warmen Wetters mit Temperaturen von deutlich über 20° Celsius zwei Stunden nach dem Start sind die beiden Siegzeiten in der Tat außergewöhnlich. Zusammengerechnet ergeben Frauen- und Männerzeit einen Wert von 4:27:30 Stunden. So gesehen war der Berlin-Marathon das zehntbeste Rennen aller Zeiten weltweit. Allerdings waren auch die Abstände zu den nächstplatzierten so groß wie selten in Berlin.

Während Gebrselassies vermeintlich schärfster Konkurrent Sammy Korir (Kenia) das Rennen kurz vor Kilometer 26 aufgrund einer Verletzung der Oberschenkelmuskulatur aufgeben musste, wurde mit Gudisa Shentema ein weiterer Äthiopier hinter dem Sieger Zweiter. Er lief mit großen Rückstand 2:10:43. Dritter wurde der Japaner Kurao Umeki in 2:13:43.

Bei den Frauen erzielte mit Salina Kosgei (Kenia/2:23:22) eine zweite Frau eine Weltklassezeit. Dritte wurde die Polin Monica Drybulska mit deutlichem Rückstand in 2:30:12. Während Sonja Oberem (Bayer Leverkusen) bei ihrem Marathon-Comeback aufgrund muskulärer Probleme aufgab, wurde Vereinskameradin Melanie Kraus in 2:35:37 Stunden Sechste.

Insgesamt gingen beim 33. Berlin-Marathon von 39.636 gemeldeten Läufern aus 105 Nationen 31.472 Athleten an den Start. Rund eine Million Zuschauer säumten die Strecke. Für seinen Sieg kassierte Haile Gebrselassie in Berlin alles zusammen 80.000 Euro während seine Landsfrau Gete Wami 65.000 Euro verdiente.

Durch seinen Sieg in Berlin bleibt Haile Gebrselassie in seiner internationalen Karriere im Monat September ungeschlagen. Von 1992 bis heute hat er in diesem Monat nun 15 Mal gewonnen – elfmal auf der Bahn und viermal auf der Straße.

Doch das ganz große Ziel, den Marathon-Weltrekord, hat Haile Gebrselassie auch im vierten Marathon – sieht man von einem Rennen als 15-Jähriger in Addis Abeba ab – wieder verpasst. „Ich habe eigentlich vor gehabt, schneller zu laufen. Aber am Ende konnte ich einfach nicht mehr zulegen. Ich werde weiter Marathon laufen und denke, dass ich eines Tages den Rekord brechen kann“, erklärte Haile Gebrselassie, der die erste Hälfte mit Unterstützung von Tempomachern in 62:46 Minuten lief.

Doch schon in der ersten Rennhälfte war das Tempo immer wieder wechselnd. Ein Tempomacher nach dem anderen stieg aus – bis mit James Kwambai bei 28 km auch der letzte Tempomacher aus dem Rennen ging.

Jegliche Chance auf den Weltrekord gingen zwischen Kilometer 35 und 40 verloren. Sieben Kilometer vor dem Ziel hatte Gebrselassie noch 22 Sekunden unterhalb von Tergats Zeit gelegen, aber zwei Kilometer vor dem Ziel war schon 22 Sekunden zurück. Es war für Tergat damals die stärkste Phase im Rennen, für Gebrselassie die schwächste. Es war nicht möglich, diesen Rückstand wieder aufzuholen. “Ich wusste bereits auf halber Strecke, dass ich den Rekord nicht schaffen würde,“ sagte er. „Aber nach 35 km wurde es wirklich schwer für mich aufs Tempo zu drücken. Die letzten fünf Kilometer haben richtig wehgetan.“

„Einen Weltrekord laufen zu wollen, ist nie einfach, es ist immer sehr hart. Ich gratuliere Haile zu diesem tollen Lauf“, sagte Paul Tergat, der in Kenia das Rennen verfolgte.
Bei den Frauen war das äthiopisch-kenianische Duell ebenfalls frühzeitig vorentschieden. Vor der 20-km-Marke hatte Gete Wami Salina Kosgei inter sich gelassen. Den Halbmarathon passierte sie in 70:22 mit 22 Sekunden Vorsprung. Kosgei fiel immer weiter zurück. Nur ganz am Ende wurde Wami noch einmal langsamer. Völlig erschöpft musste sich die Äthiopierin später in medizinische Behandlung begeben.

“Ich wollte schon immer einmal in Berlin laufen. Jetzt habe ich es getan und gewonnen. Bei ungefähr 30 Kilometern war ich mir sicher, dass ich gewinnen würde. Ich weiß schon jetzt, dass ich zurück nach Berlin kommen werde und hoffe meine Bestzeit hier verbessern zu können“, erklärte Gete Wami während Salina Kosgei meinte: „Ich wusste früh, dass ich nicht mehr an Wami herankommen würde. Ich habe mich nur auf mich konzentriert und bin mein eigenes Rennen gelaufen.“