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Bodo Tümmler – 60 Jahre jung

Bodo Tümmler (SCC Berlin), der deutsche Mittelstreckenstar der sechziger

und siebziger Jahre vollendet am Montag, dem 8. Dezember sein 60. Lebensjahr.

Der am 8.12.1943 in Thorn geborene Tümmler (1 erwachsene Tochter) verlebte

seine Jugend in Berlin-Zehlendorf, nahe dem Grunewald, und begann seine

Leichtathletik-Karriere bei Z 88, dem Talentbecken vieler guter Leichtathleten,

bevor es ihn zum SCC Berlin zog.

Bodo Tümmler ist heute Studiendirektor für Sport und Biologie am

Schadow-Gymnasium in Zehlendorf. Sein Trainer hieß Wolfgang Meller, der

ihn Zeit seiner Karriere sportlich führte.


Tümmler beim ISTAF am 17.07.1965 Bob Schul (USA-19) vor Tümmler und

Jim Grelle (USA-15)

Beim diesjährigen 40. Berliner Crosslauf am 9. November stand er an der

Startlinie – und gab den Startschuss ab, am 8. November 1964 hatte er den

1. Cross der Asse am Teufelsberg gewonnen.

Bodo Tümmler kritisierte auch vorher in einer Pressekonferenz von

SCC-RUNNING zu diesem Jubiläums-Cross die derzeitige Misere der deutschen

Mittelstreckler und Läufer, die sich “zu Tode schonen“ weil

sie die harte Trainings-Laufarbeit im Gelände und in der Natur scheuen.

Tümmler war ein Siegläufer zu seiner Zeit, seine sportliche Vita und

seinen Bestzeiten sind 30 Jahre später für viele Läufer heute

noch unerreichbar.


Olympische Spiele in Mexiko 1968 Tümmler Dritter hinter Kipchoge Keino

(KEN) und Jim Ryun (USA)

Von 1964–1972 gewann er 15 Deutsche Meisterschaften (7-mal 1500 m,

2-mal Waldlauf-Kurzstrecke, 3 Staffeln, 1-mal 1500 m Halle, 2-mal Junioren).

1965 und 1967 war er Studenten-Weltmeister über 1500 m, 1966 in Budapest

Europameister über 1500 m und Bronzemedaillengewinner über 800 m,

1968 Olympiadritter über 1500m in Mexico City hinter Kipchoge Keino (KEN)

und Jim Ryun (USA). Er erhielt 25 Berufungen in die deutsche

Nationalmannschaft. Von seinen 19 1500m Rennen bei Länderkämpfen

gewann er 13, darunter bei den Europacup-Endkämpfen 1965 und 1967.


Tümmler siegt sensationell über 1500m beim Länderkampf vor

Michel Jazy (FRA)im Olympiastadion.

Seine Bestzeiten: 400 m 48,7 – 800 m: 1:46,3 – 1000 m: 2:16,5

– 1500 m: 3:36,5 – 1 Meile: 3:53,8 – 3000 m: 7:59,4 –

5000 m: 13:49,6.

Er stellte 4 Deutsche Rekorde über 1500 m (3:39,5 und 3:36,5) und 1

Meile (3:54,7 und 3:53,8) auf, einen Europarekord über 4 x 1 Meilestaffel

16:09,6 am 25.6.1969 in Berlin mit Walter Adams, Harald Norpoth und Jürgen

May sowie einen Weltrekord über 4 x 880 Yards Staffel mit Harald Norpoth,

Walter Adams und Franz-Josef Kemper in 7:14,6 am 13.06.1968 in Fulda.


Die Weltrekordstaffel der 4 x 880 Yards Staffel am 13.06.1968 in Fulda (7:14,6)

mit Franz-Josef Kemper, Walter Adams, Harald Norpoth und Bodo

Tümmler

Bodo Tümmler gewann mit Horst Milde, dem heutigen Race Director des

real.- BERLIN-MARATHON, und Gerhard Kopp 1964 und 1965 die Deutsche

Meisterschaft in der traditionsreichen und hart umkämpfen 3 x 1000 m

Staffel. Zusammen mit Horst Milde und Peter Kubicki gab es 1966 einen

legendären Endlauf über 3 x 1000 m und zweiten Platz hinter Norpoth,

Schulte-Hillen und Kemper (Preußen-Münster 7:01,2) in 7.04,0. Beide

Zeiten sind bis heute unerreicht. Tümmlers Karriere litt leider auch unter

Verletzungen, die eine optimale Ausschöpfung seines großen Talentes

verhinderte.

Durch die gemeinsame verlebte Mittelstreckenzeit beim SCC

“zwangsverpflichtete“ Horst Milde Bodo Tümmler auch zum Leiter

des Verpflegungspunktes bei km 35 am “Wilden Eber“. Tümmlers

Spruch – auf einem Transparent quer über die Straße gespannt

– “Ab hier die Sau rauslassen“ machte Geschichte in der

internationalen Marathonwelt. Seit 1981 halfen hier über 20 Jahrgänge

seiner Schüler vom Schadow-Gymnasium, heute sind es teilweise schon die

Kinder der ehemaligen Schüler, die den Läufern und Läuferinnen

aus aller Welt Getränke und Obst reichen – und Mut zusprechen. Beim

diesjährigen 30. real,- BERLIN-MARATHON und seinen vielen

Veränderungen zog Tümmler mit seinen “Schadowern“ weg vom

Wilden Eber zum Hohenzollerndamm (km 30) – er “drohte“ schon

an auch hier für die nächsten Jahre den Teilnehmern neue

Motivationsschübe zu versetzen. Bodo Tümmler selbst lief 1973

erfolgreich einen Marathon in Berlin mit für ihn locker herausgelaufenen

2:34:73 – ohne daß er dafür ein spezielles Aufbautraining

benötigte. Beim 30. real,- BERLIN-MARATHON in diesem Jahr

“testete“ er – auch ohne grosses Vorbereitungstraining - sich

mal wieder selber – aber schon am Sonnabend und “auf Rollen“

– 1:52:25 lief er beim Inline-Skatemarathon, das war der 122. Rang in der

Altersklasse. Das Bewegungstalent Tümmler hatte wieder sportliches Neuland

betreten.

Bodo – weiterhin alles Gute – mach was aus dem VP

Hohenzollerndamm (km 30) - und alles wartet auf den nächsten Spruch!