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Berlin im Visier von Gebrselassie?

Haile Gebrselassies Sohn wird nicht den Spitznamen Amsterdam erhalten. Vor gut zwei Wochen wurde der äthiopische Läuferstar zum vierten Mal Vater. Nathan ist der erste Sohn von Gebrselassie. „Meine Frau hat ihn schon Nathan genannt, aber wenn ich in Amsterdam Weltrekord laufe, dann wird Amsterdam sein Spitzname sein“, hatte Haile Gebrselassie vor dem Rennen erklärt. Doch dazu kam es nicht.

Legendärer real,- BERLIN-MARATHON 2003

Haile Gebrselassie hat zwar am Sonntag den Amsterdam-Marathon gewonnen, sein großes Ziel jedoch verpasst. Der 32-Jährige wollte den Weltrekord seines ewigen Rivalen Paul Tergat (Kenia) brechen. Nach 2:06:20 Stunden war Gebrselassie in Amsterdam im Ziel. Doch es fehlten 85 Sekunden, also fast ein halber Kilometer, zum Rekord.

Paul Tergat (KEN) war vor zwei Jahren beim jetzt schon legendären 30. real,- BERLIN-MARATHON 2:04:55 Stunden gerannt, Zweiter wurde Sammy Korir (KEN) in 2:04:56 und Dritter Titus Munji (KEN) in 2:06:15

 

62:03 für die Hälfte

„Ich weiß, was es bedeutet, diese Zeit zu erreichen. Das ist sehr schwer. Aber Haile kann es schaffen“, hatte Paul Tergat im Vorfeld des Amsterdam-Marathons gesagt. Während es für Paul Tergat im nächsten Monat auf der eher schweren Strecke von New York um den Sieg gehen wird, ging es für Haile Gebrselassie in Amsterdam um den Weltrekord. „Ich freue mich über den Sieg, aber ich habe mich auch etwas geärgert, dass ich den Rekord verpasst habe“, sagte Haile Gebrselassie, der nach einer rekordverdächtigen ersten Hälfte von 62:03 Minuten im zweiten Abschnitt des Rennens deutlich langsamer wurde und viel Zeit verlor. „Es war windig in der zweiten Hälfte. Und wenn man rennt, fühlt man sich wie in einem Sturm. Ich glaube, der Wind hat mich zwei Minuten gekostet.“

Im Marathon brauche ich einfach nur mein Tempo rennen

18 Weltrekorde hat Haile Gebrselassie in seiner Karriere über die Langstrecken aufgestellt. Erst vor einigen Wochen drückte er die Bestzeit über 10 Meilen in Tilburg auf 44:24 Minuten. Doch im Marathon reichte es in Amsterdam nicht zum Rekord. „Ich habe den Marathon nicht unterschätzt. Ich finde ein 10.000-m-Rennen aufgrund der taktischen Wechsel sogar komplizierter. Im Marathon brauche ich einfach nur mein Tempo rennen, wenn es nicht gerade um eine Meisterschaft geht“, erklärte Haile Gebrselassie, der allerdings, abgesehen von einem Rennen als Jugendlicher, erst zweimal die klassischen 42,195 km gelaufen ist. Vor drei Jahren in London wurde er dabei mit 2:06:35 Stunden Dritter. Damals hatte Haile Gebrselassie während des Rennens nur Wasser getrunken, und am Ende war ihm die Energie ausgegangen. Dieses Mal hatte er entsprechende Getränke an den Verpflegungsstellen deponiert. Das Training im Vorfeld war sehr gut gelaufen. Erst am Freitag war Haile Gebrselassie aus Addis Abeba kommend in Amsterdam eingetroffen. Und auch die Achillessehne, die ihn im Frühjahr vom Marathon-Start in London abgehalten hatte, bereitete keine Probleme. Trotzdem reichte es nicht zum Weltrekord.

Haile will so schnell wie möglich den Weltrekord brechen

„Ich weiß, dass ich den Marathon-Weltrekord brechen kann, aber ich weiß nicht, wann das passieren wird“, sagte Haile Gebrselassie, der fast ungeduldig wirkte: „Ich bin überhaupt nicht müde nach dem Amsterdam-Marathon. Vielleicht könnte ich schon in zwei Monaten wieder einen Marathon laufen.“ Dazu allerdings kommt es nicht, denn sein Manager Jos Hermens wird ihn zügeln. „Haile will so schnell wie möglich den Weltrekord brechen. Sechs Monate lang nur für einen Marathon zu trainieren, das fällt ihm schwer“, erklärt Jos Hermens. Doch der Holländer weiß natürlich, dass für Topläufer mehr als zwei Marathonläufe im Jahr schädlich sein können. Er wird versuchen in Vorbereitung einige Rennen über kürzere Distanzen zu finden.

Im Herbst bieten Amsterdam und Berlin für Haile die besten Möglichkeiten

Hinzu kommt aber auch, dass es nicht viele Marathonrennen gibt, deren Strecken so flach sind, dass sie einen Weltrekord möglich machen. „London, Berlin, Rotterdam, Chicago und Amsterdam sind solche Strecken“, sagt Jos Hermens. Gebrselassies nächster Marathon-Start steht bereits fest, denn mit dem Frühjahrs-Rennen in London hat er einen Dreijahres-Vertrag. Stets hochklassig besetzt, kommt es in der britischen Metropole allerdings oft zu einem taktischen Rennen um den Sieg und nicht zu einer Tempojagd. So gesehen, muss Haile Gebrselassie eventuell ein Jahr warten, bevor er wieder eine Gelegenheit hat, den Weltrekord anzugreifen. „Im Herbst bieten Amsterdam und Berlin für Haile die besten Möglichkeiten“, sagt Jos Hermens.

Haile Gebrselassie wird sich also gedulden und dann eventuell dorthin gehen müssen, wo der derzeitige Weltrekord gelaufen wurde: nach Berlin.