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33. New-York-Marathon

Die Athleten von Volker Wagner haben schon so gut wie alle großen

Straßenläufe einmal gewonnen, doch ein derartiger Erfolg ist auch

für den Detmolder Manager einmalig: Beim 33. New-York-Marathon stellte

Volker Wagner beide Sieger. Die Kenianer Rodgers Rop und Joyce Chepchumba

gewannen den Klassiker mit rund 30.000 Läufern aus 98 Nationen in 2:08:07

beziehungsweise 2:25:56 Stunden. Beide sicherten sich damit jeweils die

Siegprämie von 80.000 Dollar plus ein Auto sowie Zeitprämien von

40.000 Dollar (Rop) und 25.000 Dollar (Chepchumba). Die Ergebnisse waren so gut

wie selten in New York. Vier Männer blieben unter 2:09 Stunden, drei

Frauen unter 2:27.

Der 29-jährige Rodgers Rop reihte sich mit seinem Erfolg ein in eine

außergewöhnliche Reihe. Denn erst drei Läufern ist es vor ihm

gelungen, in einem Jahr sowohl den Boston- als auch den New-York-Marathon zu

gewinnen: Bill Rodgers (USA) schaffte dies sogar zweimal 1978 und ’79,

Alberto Salazar (USA/1982) und Joseph Chebet (Kenia/1999) gelang der

Doppeltriumph ebenfalls. Im Gegensatz zu Joyce Chepchumba ist Rodgers Rop immer

noch ein relativer Neuling in der internationalen Laufszene. Erst im

Frühjahr 2001 startete der Polizist zum ersten Mal bei

Straßenläufen außerhalb Kenias. In Berlin stellte er im Mai

2001 über die allerdings eher selten gelaufenen 25 km eine Weltbestzeit

mit 1:13:44 Stunden auf, beim New-York-Marathon vor einem Jahr war er Dritter,

bevor er im April in Boston siegte.

Auf der schweren Strecke von New York verbesserte er nunmehr seine Bestzeit

auf 2:08:07 Stunden. Das ist die drittschnellste Zeit, die je in New York

gelaufen wurde. Den Streckenrekord des Vorjahressiegers Tesfaye Jifar

(Äthiopien), der das Rennen etwa an der Halbmarathonmarke mit

offensichtlichen Magenproblemen aufgab, verpasste Rodgers Rop um 24 Sekunden.

Man darf gespannt sein, ob Rodgers Rop eines Tages auf einer flachen Strecke in

der Lage ist, seine Bestzeit deutlich zu steigern. Doch die nächsten

beiden Starts dürften schon feststehen: Als Vorjahressieger führt an

Boston und New York im Jahr 2003 kein Weg vorbei.

Bei gutem aber kühlem Laufwetter – Temperaturen von 4 °

Celsius, trocken, kaum Wind – liefen die Männer die erste

Hälfte in 63:48 Minuten. Noch kurz vor der 25-km-Marke waren 18

Läufer in der Spitzengruppe. Doch ein schneller nächster

5-km-Abschnitt in 14:34 Minuten hatte zur Folge, dass nur noch drei Kenianer

übrig blieben: Neben Rop der spätere zweitplatzierte Christopher

Cheboiboch (2:08:17), der schon in Boston im April hinter Rop Zweiter war, und

der Debütant Laban Kipkemboi, der am Ende Dritter wurde (2:08:39).

„Vor Cheboiboch hatte ich Respekt, denn ich wusste, dass er gut spurten

kann“, sagte Rop. Doch Cheboiboch, der mit einem Fußproblem

kämpfte, fiel zuerst zurück, obwohl er später noch Kipkemboi

überholte. Der Debütant war rund zwei Kilometer vor dem Ziel

geschlagen. „Den New-York-Marathon zu gewinnen macht einen auf der ganzen

Welt berühmt“, sagte Rodgers Rop nach seinem bisher

größten Erfolg.

Joyce Chepchumba meldete sich in New York eindrucksvoll zurück, nachdem

der letzte große Sieg der Kenianerin zwei Jahre zurücklag. Im

vierten Anlauf gewann die Läuferin drei Tage vor ihrem 32. Geburtstag zum

ersten Mal in New York. Dort war sie 1995 ihr Marathon-Debüt gelaufen und

hatte Platz vier belegt. Dann folgten die Ränge drei (1996) und vier

(2001). Je zweimal hatte sie bereits den London- und den Chicago-Marathon

gewonnen, außerdem siegte sie in Tokio 2000, nachdem sie zuvor im

olympischen Marathon Dritte gewesen war.

„Ich mag Rennen mit starken Gegnerinnen“, hat Joyce Chepchumba

einmal gesagt. So gesehen hat sie sich das richtige Rennen ausgesucht. In New

York war die Frauenkonkurrenz so stark wie wohl nie zuvor in der Geschichte des

Rennens. Auch deswegen hatten die Organisatoren zum ersten Mal den Frauenstart

vorgezogen. 35 Minuten vor den Männern begannen die Eliteläuferinnen

auf der Verrazano Bridge ihr Rennen. Das Tempo war dabei ungewöhnlich

langsam. 17:53 Minuten benötigte die Spitze für die ersten fünf

Kilometer – eine Zwischenzeit, die eigentlich auf ein Endergebnis von

über 2:30 Stunden hindeutet. Die Tempomacherin Sylvia Skortsova

führte das Feld, Sonia O’Sullivan zeigte sich in der Anfangsphase

des Rennens immer wieder an der Spitze. Für die Irin war der

New-York-Marathon das ernsthafte Marathondebüt. Die 32-Jährige war

ihren ersten Marathon vor zwei Jahren in Dublin in 2:35:40 Stunden gelaufen,

allerdings ohne ernsthafte Ambitionen. Nun lief sie auf der schweren, welligen

New Yorker Strecke, doch es war nicht ihr Rennen. „Ich bin diesen

Laufrhythmus und das langsame Tempo nicht gewohnt, ich musste mich

zurückhalten. Vielleicht war das sogar der Grund, warum meine

Beinmuskulatur fest wurde“, erklärte Sonia O’Sullivan, die

nach der Hälfte des Rennens (1:14:17 Stunden) aus der Spitzengruppe

zurückfiel und dann lediglich als Zwölfte in 2:32:06 Stunden ins Ziel

kam.

Eine andere Favoritin war schon lange vor Sonia O’Sullivan

zurückgefallen. Margaret Okayo (Kenia), Vorjahressiegerin und Gewinnerin

des Boston-Marathons 2002 in 2:20:43 Stunden, lag zur Hälfte des Rennens

neun Sekunden hinter der großen Spitzengruppe, der auch die

Debütantin Marka Runyan (USA) angehörte. Die sehbehinderte

Amerikanerin lief in 2:27:10 Stunden als Fünfte schließlich ein

gutes Debüt, für die offenbar mit Rückenproblemen kämpfende

Okayo war Rang sechs dagegen sicher eine Enttäuschung. Nach Kilometer 35

war die Entscheidung gefallen. Joyce Chepchumba, die zuvor schon das Tempo

verschärft hatte, löste sich von ihrer letzten an der Spitze

verbliebenen Konkurrentin, Ljubow Denisowa. Die Russin wurde in 2:26:17 Stunden

schließlich Zweite. Platz drei ging an die überraschend starke

jugoslawische Debütantin Olivera Jevtic (2:26:44), die kurz vor der

35-km-Marke zurückgefallen war.

Ergebnisse:

Männer:

1. Rodgers Rop (KEN) 2:08:07, 2. Cheboiboch (KEN) 2:08:17, 3. Kipkemboi (KEN)

2:08:39, 4. Ouaadi (FRA) 2:08:53, 5. Baldini (ITA) 2:09:12, 6. Carroll (IRL)

2:10:54, 7. Thys (RSA) 2:11:48, 8. O’Dowd (GBR) 2:12:20, 9. Keflezighi

(USA) 2:12:35, 10. Ndungu (KEN) 2:13:28, 11. Schiebler (CAN) 2:14:13, 12. Musto

(KEN) 2:15:45, 13. Palumbo (ITA) 2:16:06, 14. Ramaala (RSA) 2:17:10, 15.

Hirayama (JPN) 2:17:14, 16. Muchiri (KEN) 2:17:30, 17. D. Rutto (KEN) 2:18:43,

18. Ryzhow (RUS) 2:18:46, 19. J. Kosgei (KEN) 2:18:55, 20. Tarus (KEN)

2:19:40.

Frauen:

1. Chepchumba (KEN) 2:25:56, 2. Denisowa (RUS) 2:26:17, 3. Jevtic (YUG)

2:26:44, 4. E. Kiplagat (KEN) 2:27:00, 5. Runyan (USA) 2:27:10, 6. Okayo (KEN)

2:27:46, 7. McCann (AUS) 2:27:51, 8. L. Kiplagat (KEN) 2:28:41, 9. Petrowa

(RUS) 2:29:00, 10. Glusac (USA) 2:31:14, 11. Semjonowa (RUS) 2:31:39, 12.

O’Sullivan (IRL) 2:32:06, 13. Mosqueda (USA) 2:33:47, 14. Fitchen-Young

(USA) 2:38:05, 15. Howe (CAN) 2:38:37, 16. Ramos (ESP) 2:39:40.