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11. Bundeskonferenz Breitensport im Zeichen der Fusion DSB -NOK

„Der Breitensport, eine der tragenden Säulen der Sportbewegung, wird in Zukunft mehr denn je im Mittelpunkt sportlicher Gestaltungsprozesse stehen.“

 Diese Botschaft überbrachte der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Manfred von Richthofen, den 120 Delegierten aus 16 Landessportbünden, 25 Fachverbänden und sechs Verbänden mit besonderen Aufgaben bei der 11. Bundeskonferenz Breitensport, die in Darmstadt unter dem Thema „Demografischer Wandel - Implikationen für den Sport“ stand. Doch es wurde in der südhessischen Metropole nicht nur über den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf den Breitensport diskutiert, sondern auch die geplante Fusion zwischen dem Deutschen Sportbund und dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland nahm breiten Raum ein.

Zukunftsorientierte Neuausrichtung des Breitensports

Der DSB-Präsident widersprach dem in der Fusions-Debatte entstandenen Eindruck, der Spitzenssport und seine olympischen Dimensionen seien so sehr ins Zentrum gerückt, dass für den großen Rest kaum noch etwas übrig bleibe. Von Richthofen ist überzeugt davon, dass gerade das Gegenteil richtig ist: „Die angestrebte Neupositionierung des Sports in einer einheitlichen Dachorganisation wird nämlich das ganze Spektrum gesellschaftspolitischer Aufgabenstellungen, die wir gerne unter dem Generalbegriff ´Breitensport´ bündeln, weitaus mehr als bisher schon ins richtige Licht rücken.“ Der DSB-Präsident sprach in Darmstadt von einem „revolutionären Schritt“, der zur Konzentration der Kräfte, zur Verschlankung, Gremien-Reduzierung und zu Aufgaben-Verlagerungen führen werde.

Wer in Zukunft mit Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Kräften stets auf Augenhöhe verhandeln und die Anliegen des Sports untermauern wolle, der müsse auch die zeitgemäßen Voraussetzungen dafür schaffen.

Die vermeintliche Benachteilung des Breitensports in dem neuen Deutschen Olympischen Sportbund bezeichnete von Richthofen in Darmstadt als Legendenbildung. Vielmehr erhalte der Breitensport neue Räume zur Entfaltung. Zum ersten Mal würden in der Geschichte der Dachorganisation des Sports die Bereiche Breitensport und Sportentwicklung zusammengefasst, und damit sei eine zukunftsorientierte Neuausrichtung möglich. Zudem würde erstmals ein Ausschuss eingerichtet, der Veto-Recht in strategischen Fragestellungen habe und es damit den Landessportbünden ermögliche, entscheidende Weichenstellungen im Breitensport definitiv mit zu gestalten - oder zu verhindern.

Zahl der Jugendlichen nimmt ab

Roland Geggus, Präsident des Deutschen Basketball-Bundes und Mitglied im Bundesvorstand Breitensport, bezeichnete sich in der Diskussion als ein „Wanderer zwischen den Welten Olympia und Breitensport“. Er beschwor die Versammlung, keine Erbsenzählerei zu betreiben und damit den großen Wurf zu verhindern. Optimistisch blickt auch der für den  Breitensport verantwortliche DSB-Vizepräsident Prof. Dr. Herbert Hartmann in die Zukunft: „Wir sind gefordert, eine Blütezeit des Breitensports einzuleiten.“

 

Prof. Hartmann und die stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes Breitensport, Gudrun Steinbach, hatten zu Beginn des zweitägigen Kongresses die Herausforderungen der Zukunft aufgezeigt: Der Wettbewerb im organisierten Sport wird sich verschärfen, weil die Zahl der Jugendlichen immer kleiner wird. Dagegen steigt die Zahl der Älteren, die entsprechende Ansprüche an die Sportbewegung stellen. Die Zahl der aktiven Frauen nimmt zu, der Sport wird sich noch mehr um Migranten kümmern müssen. Zudem schwebt als Damoklesschwert über der Gesellschaft, dass Bewegungsmangel immer noch eine Gesundheitsgefährdung ersten Ranges ist. Allein deshalb - so eine Schätzung- sterben 1,9 Millionen Menschen pro Jahr.

 „Wir kriegen keine Mannschaft mehr zusammen"

In einer der Arbeitsgruppen war der Hilferuf, der landauf und landab immer häufiger ertönt, „Wir kriegen keine Mannschaft mehr zusammen!“, das Thema. Und das wird noch schlimmer, denn heute leben 81,6 Millionen Menschen in Deutschland, von denen 19,8 Prozent unter 20 Jahre alt sind. 2050 - so die Prognose - werden es nur noch 56,8 Millionen Menschen sein, und der Anteil der Jugendlichen sinkt auf 11,8 Prozent. Sönke Löhr von der Deutschen Volleyball-Jugend sieht Beach-Volleyball mit zwei Spielern als Zukunftsmodell und weist darauf hin, dass heute schon nicht mehr überall Fußball in der vollen Mannschaftsstärke elf gegen elf gespielt werden kann.

Sein Tipp: „Neue Spielformen ausdenken, ohne die Charakteristik der Sportart zu verändern.“ Zudem wird es künftig immer mehr Spielgemeinschaften geben. Eine Chance sehen die Experten in der Intensivierung des Schulsports und einer Verstärkung der Kooperation Schule/Verein.

"Seniorensport beginnt im Kindesalter"

Die Vereine werden aber künftig nicht nur um die Jungen kämpfen, sondern sie sind auch in der Pflicht, dem Senioren-Boom gerecht zu werden. Dazu muss die Qualität der Übungsleiter ständig verbessert werden. Es gilt, Netzwerke innerhalb des organisierten Sports und auch mit Senioren- und Gesundheitsorganisationen aufzubauen. Die Fachverbände sind aufgefordert, ihre Sportart für die Zielgruppe der Älteren weiter zu entwickeln, und die Landessportbünde sollten zielgruppenorientierte sportartenübergreifende Angebote entwickeln.

Es gibt viel zu tun

Die Darmstädter Bundeskonferenz hat gezeigt, dass es viel zu tun gibt. In einem Arbeitskreis wurde der Satz geprägt: „Sport und Bewegung pflegt das soziale Bindegewebe.“ Und genauso zutreffend ist die Erkenntnis: „Seniorensport beginnt im Kindesalter.“

Quelle:

www.dsb.de